Haben Sie im Unternehmen Wertströme oder doch eher Wertstillstand?

Lassen Sie uns zu Beginn einen kurzen Spaziergang machen – während wir durch den Wald schlendern und die erfrischende Frühlingsluft nach einem Regenschauer genießen, kommen wir zu einem kleinen Fluss. Unaufhaltsam und stetig fließt das frische Wasser in Richtung Ziel.

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Jeder Tropfen findet seinen Weg, um schließlich in einem größeren Gewässer zu münden und dort seinen Beitrag zu leisten. Auf dem Rückweg kommen wir nun an einem kleinen See vorbei, der still vor uns liegt und keinerlei Bewegung in die eine oder andere Richtung zeigt. Diese Metapher lässt sich hervorragend auf Wertströme in einer Organisation übertragen. Doch zunächst: Was überhaupt ist der Wertstrom, von dem immer wieder gesprochen wird?

 

Wertströme – eine Definition

Kurz gesagt, ist ein Wertstrom in Unternehmen die Gesamtheit aller Aktivitäten und Prozesse, die erforderlich sind, um ein Produkt oder eine Dienstleistung von der Entstehung bis zur Auslieferung an den Kunden zu bringen. Er umfasst sowohl wertschöpfende Tätigkeiten, die direkt zur Erstellung des Produkts oder der Dienstleistung beitragen und dem Kunden einen erkennbaren Mehrwert bieten, wie z.B. die Montage eines Produkts als auch nicht-wertschöpfende Schritte, die keinen direkten Mehrwert für den Kunden bieten z. B. Wartezeiten oder unnötige Lagerhaltung.

 

Wie lassen sich Wertströme in Bewegung halten?

Damit die Wertströme fließen können, ist es wichtig, Ineffizienzen zu identifizieren und zu eliminieren, um dadurch den Gesamtwert für den Kunden zu maximieren. Doch das führt uns direkt und einer weit verbreiteten Herausforderung in Unternehmen: Die Freigabe von einigen Abteilungen lässt lange auf sich warten, sodass andere Teams, die anschließend ihren Beitrag zum Produkt oder der Dienstleistung erbringen müssen, in Verzug kommen. Und so zieht sich die Durchlaufzeit, bis der Kunde sein gewünschtes Produkt oder seine beauftragte Dienstleistung erhält, erheblich in die Länge. Nehmen wir als Beispiel ein Team, das für ein anderes Team etwas vorbereitet, welches wiederum für ein weiteres Team arbeitet – wenn es hier nicht fließt und erst einmal der Wertstillstand eintritt, ist es unter Umständen sehr schwierig, alles wieder in Bewegung zu bringen, da immer neue Projekte nachrücken, bis oft gar nichts mehr geht.

 

Der Wertstrom als Kanbanboard schafft Klarheit

Fragt der Kunde nach dem Stand seines Projekts oder wann er mit einem Ergebnis rechnen kann, wird es in vielen Unternehmen unangenehm, da es meist an der ein oder anderen Stelle „hängt“ und niemand genau sagen kann, woran das liegt. Wenn wir einen Wertstrom wie in einem großen Kanbanboard abbilden, schafft dies Klarheit. Es wird schnell deutlich, wo sich welche Arbeitsschritte gerade befinden und in welcher Spalte sie sich sehr lange aufhalten. So erhält man einen Überblick über die Durchlaufzeiten und erkennt schnell Ansätze, in welchen Bereichen Verbesserungen notwendig sind.

 

Die vier Arten von Wertströmen in der Flight Level

Wie Sie an der ein oder anderen Stelle bestimmt schon gelesen haben, bin ich großer Verfechter und Praktiker der Flight Levels. Dieses Modell teilt Wertströme in vier Kategorien ein:

 

1. Direkte Wertströme

Diese Wertströme stellen eine Dienstleistung oder ein Produkt dar, das direkt vom Kunden genutzt wird. Zum Beispiel zwei fiktive E-Automodelle: eine Family Edition und eine Sport Ausführung.

 

2. Unterstützende Wertströme

Unterstützende Wertströme gehen nicht unmittelbar zum Kunden, finden sich aber im Produkt wieder. In unserem Beispiel wäre das untern anderem ein Batteriemanagementsystem, das in beiden Automodellen gleich ist.

 

3. Befähigende Wertströme

Befähigende Wertströme wie Marketing, HR oder Legal befinden sich meist im Unternehmen und sind wichtig für das Produkt oder die Dienstleistung. Sie haben allerdings nicht direkt etwas damit zu tun, sondern befähigen, so sogt das Marketing dafür, das Produkt überhaupt erst am Markt bekannt zu machen– ist aber zunächst nicht essenziell für dessen Nutzung.

 

4. Popup Systeme

Popup Systeme entstehen temporär und werden nach ihrem Gebrauch wieder entfernt. Sie werden häufig verwendet, um etwas auszuprobieren. Ein Beispiel in diesem Fall könnte eine Car-Sharing-Option sein, um zu testen, wie die Kunden das neue Produkt annehmen und um Feedback zu generieren.

 

Ziel der Wertströme: Transparenz und Optimierung

Das Ziel dieser Wertströme ist es, den Ablauf einer Organisation sichtbar und damit besprechbar zu machen. Auf Basis dieser Transparenz ist es leichter, die Prozesse zu optimieren und folgendes Credo zu verinnerlichen:

  1.  Zur richtigen Zeit sprechen die richtigen Leute über die richtigen Dinge.
  2.  Zur richtigen Zeit arbeiten die richtigen Teams an den richtigen Dingen.
 

Interaktion zwischen den Wertströmen

Wir kommen der Optimierung der Ablauforganisation in Unternehmen noch ein Stück näher, wenn wir betrachten, wie diese Wertströme miteinander interagieren und welche Teams an welchen Wertströmen beteiligt sind. Durch diese Betrachtung lassen sich weitere Optimierungspotenziale identifizieren und nutzen. Eine klare Sicht auf die verschiedenen Arten von Wertströmen und deren Interaktionen ermöglicht es Unternehmen, ihre Prozesse effizienter gestalten und letztendlich schneller einen Mehrwert für ihre Kunden zu generieren, sodass ein wirklich fließender Wertstrom entsteht und kein Wertstillstand.

Wollen Sie Ihre Wertströme optimieren und mehr über die Methode der Flight Levels erfahren? Vereinbaren Sie dazu gerne einen Termin mit mir oder lassen Sie uns auf LinkedIn in Kontakt kommen.