Selbstführung: Mehr Erfolg durch Reflexion und menschliche Führung

Als leidenschaftlicher Segler vergleiche ich Organisationen gerne mit Booten oder Schiffen. Stellen wir uns vor, dieses ist perfekt ausgestattet. Alles ist auf dem neuesten Stand der Technik und lässt keine Wünsche offen. Allerdings fährt ein Schiff nicht von allein – es braucht eine Besatzung. Wie in Organisationen auch, helfen die besten Prozesse und Strukturen nichts, wenn die Menschen nicht mitziehen. Und hier ist in erster Linie die Führung gefragt.

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Der Anspruch an Führung ist heute so hoch wie nie. Insbesondere im mittleren Management erlebe ich immer wieder, dass Führungskräfte sich oft nicht gehört fühlen, die Mitarbeitenden sich nicht an das halten, was vereinbart wurde und keine Verantwortung übernehmen. Die Folge: Chaos im Team, keine klare Richtung, jeder macht, was er will. Dem zugrunde liegt jedoch meist, dass die Führungskraft sich selbst nicht führen kann und das auf ihr Team ausstrahlt. Deshalb ist der seit vielen Jahren bekannte Grundsatz: „Wer andere führen will, muss sich selbst führen können“ aktuell wie nie.

Aufgaben der Führungskraft

Bis vor einigen Jahren war das zentrale Aufgabengebiet die fachliche Führung. Die Auswahl der Führungskräfte wurde teilweise ausschließlich nach ihren fachlichen Qualitäten getroffen. Sie hatten die Aufgabe, die Mitarbeitenden in erster Linie mit ihrem Wissen zu führen. Das gehört zwar immer noch zur Aufgabe der Führung, steht allerdings längst nicht mehr an erster Stelle. So identifiziert das Zukunftsinstitut „Wissenskultur“ als einen der Megatrends und schreibt, dass Wissen zunehmend seinen elitären Charakter verliert und zum Gemeingut wird. Auch waren Mitarbeitende noch nie so gut gebildet wie heute und sind meist Spezialisten in ihrem Fachgebiet. Die Führungskraft ist somit nicht mehr unbedingt der Mensch mit dem meisten Know-how, sondern muss sich heute vor allem anderen Aufgaben widmen. Dazu zählen: Ziele und Visionen vermitteln, Orientierung und Halt geben, Mitarbeitende fördern und fordern, Entscheidungen treffen, die Kommunikation verbessern, Vorbild sein, sich selbst reflektieren und andere inspirieren.

Menschliche Führung rückt in den Fokus

Lange wurden Mitarbeitende als Werkzeug oder Nummer im Unternehmen gesehen, welches bei Bedarf ausgetauscht wird. Im Fachkräftemangel und der Zusammenarbeit mit jungen Generationen hat diese Haltung keine Zukunft. Nur wer als Führungskraft den Menschen und sich selbst versteht und über die reine Arbeitskraft hinaussieht, kann sein volles Potenzial entfalten. In der Führung geht es nicht länger darum, mit Hilfe der Mitarbeitenden statistische Zahlen zu erfüllen, sondern mit den Menschen Ziele zu erreichen. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen, dass Menschen mehr von ihren Emotionen gelenkt und gesteuert werden als von logischen Aspekten. Das bedeutet, dass jedem Handeln eine Emotion zugrunde liegt. Emotionen beeinflussen die Gedanken, die Einstellung, das Verhalten und dieses definiert letzten Endes das Resultat. Für die Führungskraft gilt es somit, an der eigenen Selbstführung und dem Umgang mit Emotionen zu arbeiten, denn niemand arbeitet freiwillig unter jemandem, der unerträglich ist. Menschen, die eine negative Abhängigkeit dem Unternehmen oder der Führungskraft gegenüber haben und noch dazu in einer von Angst geprägten Umgebung arbeiten, werden nie mehr leisten als Dienst nach Vorschrift. Nicht, weil sie es nicht könnten, sondern weil sie nicht bereit sind mehr zu geben. Das ist ein Punkt, an dem menschliche Führung ansetzt. Aus meiner Sicht sollten wir noch einen Schritt weitergehen, denn jede Führungskraft ist nur so gut, wie ihre Selbstführung. Alles, was im Inneren geschieht, wird nach außen getragen. Das betrifft den Umgang mit Emotionen ebenso wie die Kommunikation und die Interaktion.

Selbstbewusstsein – eine Eigenschaft, die Führungskräfte brauchen

Eine Eigenschaft, die Führungskräfte brauchen, ist Selbstbewusstsein. Das hat jedoch nichts damit zu tun, dass sie übertrieben von sich selbst überzeugt sind, sondern vielmehr damit, dass sie sich ihrer selbst bewusst sind. Führungskräfte führen dann erfolgreich, wenn sie sich selbst gut kennen. Sie Handlungen bewusst ausführen und ihre Gedanken, Gefühle und Muster bewusst hinterfragen. Wer sich seiner selbst bewusst ist, weiß auch, wie hilfreich eine andere Perspektive für die eigene Entwicklung ist.

Kritische Selbstreflexion

Nobody´s perfect – selbstbewusste Führungskräfte wissen das. Deshalb gehen sie regelmäßig in eine kritische Selbstreflexion. Einige Fragen, die hierbei beantwortet werden, sind z. B.:

  • Was fällt mir in welchen Situationen immer wieder schwer?
  • Wo merke ich Anspannung?
  • Bin ich wirklich die Führungskraft, die ich sein möchte?
  • Habe ich mir Feedback von meinen Mitarbeitenden geholt?
  • Wie gehe ich mit Kritik um?
  • Wie gehe ich mit Stress um?

Wie ein Coach helfen kann

Wir selbst sind immer in unserer eigenen Welt unterwegs, haben eine gewisse Sicht auf die Dinge. Wir agieren aus unseren Erfahrungen heraus, verfolgen gewisse Muster und sehen alles durch unsere Brille. In diesem Mikrokosmos kommt es immer wieder zu blinden Flecken, die wir einfach nicht sehen. Aufgrund dessen ist es kaum möglich, sich aus eigener Kraft zu verändern. Auch unternehmensintern ist es schwierig, einen geeigneten Sparringspartner zu finden, weshalb ein neutraler Coach in fast allen Fällen die richtige Wahl ist. In einem Coaching kann sich die Führungskraft ganz auf sich selbst konzentrieren, erhält erprobte Methoden und Tools zu Veränderungen und kann sich entwickeln. In meiner Arbeit mit Führungskräften setze ich viel auf die Selbstreflexion, denn gute Führung bedeutet für mich, bei sich selbst anzufangen. Wenn das gelingt, ist das Handwerkszeug der Führung schnell erlernt.

Sie wollen Ihre Selbstführung verbessern? Ihr Team menschlich führen und gemeinsam mit diesem Ziele erreichen? Dann lassen Sie uns telefonieren oder vernetzen Sie sich auf LinkedIn mit mir.