Scrum – die Lösung für alles?

Funktioniert Scrum bei Ihnen im Unternehmen oder macht es die Prozesse, die Zusammenarbeit, förmlich alles nur noch schlimmer? Sind Ihre Mitarbeitenden und Sie mit der Nutzung von Scrum zufrieden oder steigt die Unzufriedenheit stetig an? Nicht wenige Unternehmen sind der Auffassung, dass sich die entsprechenden Probleme durch Scrum in Luft auflösen – und stehen am Ende vor der Enttäuschung. Denn das Modell ist nicht dazu, die Probleme zu lösen, sondern sie vielmehr in die Sichtbarkeit zu rücken.

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Scrum – was ist das eigentlich und in welchem Umfeld ist es sinnvoll einzusetzen?

Im Allgemeinen zählt Scrum zu den agilen Unterstützungsframeworks und ermöglicht eine Entwicklung in kleinen Schritten – die das Risiko einer fehlerhaften Entwicklung verringern. Um Scrum nutzen zu können, sind Kundenfeedback, sich selbst organisierende Teams und kontinuierliche Verbesserungen essenziell. Demnach eignen sich vor allem komplexe Umfelder, in denen das „Was“ teilweise unbekannt ist und das „Wie“ ebenso wenig klar definiert wurde. Wenn beide Faktoren im Unternehmen unbekannt und nicht definiert sind, führt das in den meisten Fällen zu Chaos. Und ebendiesen Zustand gilt es zu vermeiden. Bei besonders simplen Arbeitsprozessen und Aufgaben kann Scrum gar ein Overhead sein.

Der Mythos Scrum – was versprechen sich die Unternehmen?

Eine Hoffnung, die am häufigsten aufkommt, ist die Reduzierung der Entwicklungszeit – sprich, dass Produkte schneller auf den Markt gebracht werden können. Ein weiterer Aspekt ist die Hoffnung der schnellen Reaktion auf veränderte Anforderungen. Dieser Aspekt zahlt allgemein in das Thema der Risikominimierung ein, um am Markt schlicht wettbewerbsfähig zu sein. Damit einhergehend versprechen sich Unternehmen in den meisten Fällen eine Steigerung der Qualität sowie eine Verbesserung der Teammoral. 

… und wenn dem nicht so ist?

Aufgrund der regelmäßig stattfindenden Retrospektive, kommen schnell Hindernisse und Probleme zutage. Genau in diesem Aspekt steckt jedoch das Verbesserungspotenzial einer Organisation. Die Retrospektiven dienen vor allem dazu, dass die Teams je nach Offenheit, Schwierigkeiten innerhalb sowie außerhalb der Zusammenarbeit benennen und angehen. Dadurch entsteht nicht selten eine verkehrte Wahrnehmung. Denn es entsteht zunächst der Eindruck, dass die Probleme im Team zunehmen, wobei sie vielmehr erstmalig transparent werden. Im nächsten Schritt verkürzt sich die Entwicklungszeit der Teams, da die Arbeit nur noch über kurze Abstände geplant wird, sich dadurch jedoch das Risiko für Fehlentwicklungen minimiert. In Unternehmen wird allerdings der Time-to-Market nicht kürzer – zumindest dann, wenn mehr als ein Team in der Wertschöpfung involviert ist. Scrum basiert auf Werten und Prinzipien, die in ihrer Gänze Sinn ergeben, denn nur dadurch kann der optimale Nutzen erreicht und das Potenzial aller Mitarbeitenden erschlossen werden. Demnach führt eine ernsthafte Arbeit mit Scrum zu einer Art Kulturwandel. Im Grunde genommen geht es darum, den gemeinsamen Umgang im Team zu verändern und Themen wie Führung und Fehlerkultur zu reflektieren. Unzufriedenheit entsteht jedoch häufig genau dann, wenn nur im Team ein Wandel vorherrscht, nicht jedoch in den Bereichen der Führung und Fehlerkultur. Denn das Team arbeitet eben nicht losgelöst von der Umgebung. Wenn sie jedoch mit klassischen Mustern weiterhin interagieren, führt das mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Reibungsverlusten.

Die Einführung von Scrum – das kann helfen

Bei der Einführung von Scrum ist es meines Erachtens wesentlich, eine isolierte Einführung in einem Team vorzunehmen – und die mit dem Team interagierende Führungskraft mit einzubeziehen. Realistisch betrachtet agiert das Team eben nicht isoliert für sich. Vielmehr interagieren Stakeholder, andere Teams und Führungskräfte mit dem Team. Diese Vorgehensweise macht es für alle zu Beginn leichter, um den Nutzen der Regeln und Denkweisen zu verstehen und ein gemeinsames Verständnis für den Umgang zu entwickeln. Scrum wird häufig isoliert auf ein Team bezogen – ebenso in der Literatur. Allerdings müssen sich in der realen Welt mehrere Teams koordinieren, um Kundenwert zu generieren. Letzten Endes soll ja nicht nur ein Team agil sein, sondern das Business in seiner Gesamtheit und bezogen auf die Wertschöpfung. Was bedeutet es also im Management zu reflektieren, wenn mit Scrum effektiv gearbeitete werden soll? In erster Linie geht es darum, die Themen in den Teams ernst zu nehmen und Unterstützung da anzubieten, wo die Ursachen in der Organisation liegen.

Im Endeffekt zeigt Scrum der Organisation in kleinen Stücken auf, wo Verbesserungsbedarf herrscht. Zudem fördert es längst dagewesene Symptome zutage, sprich was wahrgenommen wird als „das funktioniert bei uns nicht“. Was jetzt gefragt ist, ist Team- und Company-Sport, um gemeinsam die vorherrschenden Hindernisse anzugehen. Dadurch können Stück für Stück die Lorbeeren einer kontinuierlichen Verbesserung geerntet werden. Eine Scrum Einführung ohne jegliche Probleme, die damit einhergehen – gibt es nicht. Sie sollten mit Ihrer Organisation ein Ziel vor Augen haben, wie Scrum funktioniert und sich gemeinsam dahingehend iterativ einarbeiten.

Stagniert Scrum bei Ihnen derzeit und bleibt der erhoffte Nutzen aus oder hakt es in der Ein- und Ausführung noch deutlich? – Zögern Sie nicht, einen unverbindlichen Gesprächstermin mit mir zu vereinbaren. Gemeinsam finden wir einen Weg.