Organisationsentwicklung und erfolgreiche Veränderung durch Experimente

Wir alle kennen das bekannte Zitat: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ Heraklit tätigte diese Aussage bereits Jahrhunderte vor unserer modernen Welt, doch könnte sie heute nicht aktueller sein. Mehr denn je müssen Unternehmen sich kontinuierlich verändern und anpassen, damit sie im Wandel wettbewerbsfähig bleiben. Dennoch gelingt das in der Praxis nicht immer und viele Veränderungsprozesse verlaufen im Sand. Das liegt auch daran, dass sich die Mitarbeitenden dabei oft außen vor gelassen fühlen und von ständigen Veränderungsprogrammen genervt sind. Wie also lässt sich eine effektive Organisationsentwicklung gestalten, die alle Beteiligten mitnimmt und zu nachhaltigen Verbesserungen führt? Eine erfolgreiche Maßnahme, mit der sich Veränderungen im Unternehmen umsetzen lassen, sind Experimente.

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Stehen im Unternehmen weitreichende und allumfassende Veränderungen an, sind diese mit vielen Herausforderungen verbunden. Sollen die Mitarbeitenden neue Wege einschlagen und ihre gewohnten Arbeitsabläufe ändern, führt das nicht selten zu Irritation, Verweigerung oder sogar zur Kündigung. Fakt ist, dass sich der Prozess der Neuorientierung nicht über Nacht einstellt und es mitunter sehr lange dauert, bis sich Menschen umstellen und zurechtfinden. Radikale, allumfassende Veränderungen führen selten zum Erfolg. Nehmen wir zum Beispiel einen Segler, der bisher nur in Binnengewässern unterwegs war und setzen ihn nun mitten auf den Ozean. Natürlich ist er mit Wasser vertraut und kennt auch sein Boot, dennoch sind ihm die Rahmenbedingungen auf offener See fremd und er wird schnell überfordert sein. Die Lösung liegt darin, Veränderung in kleinen Schritten anzugehen und sich Stück für Stück vorzutasten.

Experimente tragen wesentlich zum Erfolg der Veränderung bei

Statt große Veränderungen durchzuführen und daraus schmerzhaft zu lernen oder sogar Schiffbruch zu erleiden, ist es um ein Vielfaches sinnvoller, die Dinge zunächst im Kleinen auszuprobieren und Erfahrungen mitzunehmen. Diese lassen sich dann wiederum auf das Größere übertragen und bringen den Veränderungsprozess kontinuierlich nach vorn. Durch Beobachtungen lässt sich erkennen, wo, was und warum es derzeit schmerzt. Ein kleines Experiment dient dann dazu, diesen Schmerz zu lindern. Zudem zeigt es deutlich, wie die Mitarbeitenden auf Veränderungen in verschiedenen Bereichen reagieren und wie sie diese annehmen. Besonders hilfreich hierbei ist es für Unternehmen ein Change-Team zu formen. In diesem können Mitarbeitende und Führungskräfte aus verschiedenen Abteilungen zusammenkommen und den Veränderungsprozess begleiten und alle Beteiligten einbeziehen. Für die einzelnen Experimente können Ansprechpartner festgelegt werden, die offen für Wünsche, Sorgen und andere Anliegen sind, die Experimente begleiten, auswerten und Feedback einbauen. Selbstverständlich sollte das Ausprobieren und Experimentieren auch einen bestimmten Zweck verfolgen. Jeder Stakeholder, ob die Organisation selbst, einzelne Fachbereiche oder Endkunden, wollen aus ihrer Perspektive letztlich von der Veränderung profitieren, weshalb es gilt, auch deren Perspektive stets im Blick zu behalten.

Safe enough to try

Ein Mittel, um Irritationen und ungewollte Nebeneffekte im Wandel zu verringern, ist es, sich zu überlegen, wie ein Experiment aussehen müsste, damit es „safe enough to try“ ist. Also so gestaltet ist, dass es die Organisation nicht ins Chaos stürzt. Statt zum Beispiel direkt alle Gehälter von hunderten Personen offenzulegen, könnte man mit einer Pilotgruppe aus zum Beispiel 15 Personen beginnen und damit Erfahrungen sammeln. Die Zeit lässt sich ebenso wenig zurückdrehen wie die Experimente, und sind erst mal Informationen veröffentlicht, bleiben sie auch in den Köpfen. Nutzen Unternehmen allerdings bei den ersten Versuchen den „safe enough to try“-Ansatz, lassen sich die Auswirkungen begrenzen und die Erfahrungen für das weitere Vorgehen nutzen. In diesem Fall könnte es sein, dass die Mitarbeitenden die Offenheit schätzen oder es zu Konflikten führt, sobald Gehälter offengelegt werden. Je nachdem lassen sich dann die weiteren Schritte ableiten.

Transparenz im Prozess, lernen und anpassen

Transparenz ist einer der wichtigsten Faktoren im Veränderungsprozess. Die Menschen in der Organisation möchten erfahren, welche Experimente gerade laufen, zu welchen Problemhypothesen die nächsten geplant und welche bereits abgeschlossen sind und wie deren Auswertung aussieht. Der „Weg“ eines Experiments lässt sich wunderbar auf einem Kanban-artigen Board darstellen, zum Beispiel mit dem Tool POPCORN flow von Claudio Perrone. Am Ende ist es essenziell, aus jedem Experiment zu lernen und sich anzupassen. Ein Beispiel hierfür ist ein Unternehmen, das ein Experiment mit flexiblen Arbeitszeiten durchführte. Die Mitarbeitenden waren zunächst skeptisch, doch nach einigen Wochen stellte sich heraus, dass die Produktivität gestiegen und sich die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht hat. Das Unternehmen hat aus diesem Experiment gelernt und führt nun schrittweise dauerhaft flexible Arbeitszeiten ein.

Fazit

Organisationsentwicklung durch Experimente ist ein agiler Ansatz, der Veränderungen in kleinen Schritten angeht und dabei alle Beteiligten mitnimmt. Durch die Begleitung eines Change-Teams, die Berücksichtigung der Stakeholder und die Schaffung von Transparenz im Prozess werden Veränderungen effektiv und nachhaltig umgesetzt. Dabei ist es wichtig, aus jedem Experiment zu lernen und sich anschließend anzupassen. Wenn sich auch Ihre Organisation in einem Veränderungsprozess befindet und der Weg noch unklar ist, dann ist eine Außenperspektive die richtige Wahl. Gerne biete ich Ihnen diese. Lassen Sie uns dazu persönlich telefonieren oder uns auf LinkedIn vernetzen.