Ist zu viel Transparenz schlecht für Unternehmen?
Transparenz ist das Wort der Stunde, wenn ich mit anderen über Führung oder Unternehmenskultur spreche. Alle wünschen sich so viel davon wie möglich und wollen Strategien, wie sie ein Höchstmaß davon erreichen. Doch was passiert, wenn die Transparenz zu Verwirrung und Unsicherheit führt?
In diesem Blogbeitrag teile ich eine Erfahrung, die ich kürzlich bei einem Kunden gemacht habe und die zeigt, wie Transparenz sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen kann.
Too much information?
Bei diesem Kunden wurden alle Quartalsziele auf einem Whiteboard dargestellt. Diese Ziele waren auf Karten in zwei Dimensionen organisiert: Fortschritt und Zuversicht, ob sie noch im laufenden Quartal erreicht werden können. Das Ergebnis war ein gigantisches Bild – eine riesige Menge an Karten, die auf den ersten Blick unübersichtlich wirkten. Doch genau das war beabsichtigt. Der Zweck hinter dieser Darstellung war es, ein vollständiges Bild der aktuellen Situation zu vermitteln und alle Beteiligten dazu zu bringen, sich mit den Details auseinanderzusetzen.
Die Geschäftsleitung reagierte darauf zunächst mit Unverständnis. Beim Anblick der Menge an Karten kam schnell der Gedanke auf: „Das werden wir wohl nicht schaffen.“ Einige fragten sich: „Was sollen wir mit dieser Ansicht – komplett unübersichtlich?“ Ich spürte förmlich, wie sich langsam Verwirrung und Frustration breit machten. Es war, als ob die Fülle an Informationen mehr Fragen aufwarf, als sie beantwortete. Die Reaktion ist verständlich, denn vollständige Transparenz bringt manchmal unangenehme Wahrheiten ans Licht und stellt bestehende Annahmen infrage.
Weniger Emotionen bitte
Sobald die anfänglichen Emotionen abgeklungen waren, eröffnete sich eine neue Perspektive. Die Transparenz bot eine hervorragende Gelegenheit, die Ziele zu überdenken und sich neu zu fokussieren. Durch die Reduzierung der Ziele konnten klare Prioritäten gesetzt werden. Dieser Prozess des Reflektierens und Neuausrichtens half dabei, die wesentlichen Aufgaben von den weniger wichtigen zu unterscheiden und Ressourcen effizienter einzusetzen.
Die Auswirkungen auf die Teams
Die Anpassung der Ziele hatte direkte Auswirkungen auf die Teams. Mit weniger unterschiedlichen Themen in der Sprintplanung wurde es einfacher, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die klaren Prioritäten für das Quartal halfen den Teams, effizienter zu arbeiten und ihre Ressourcen gezielt einzusetzen. Dies führte nicht nur zu einer verbesserten Produktivität, sondern auch zu einer höheren Zufriedenheit innerhalb der Teams, da sie nun klarere Vorgaben hatten und ihre Erfolge besser messen konnten.
Keine bösen Überraschungen
Inzwischen hat sich bei meinen Kunden diese Form der Transparenz als unverzichtbar erwiesen. Wöchentlich wird ein Blick auf das Whiteboard geworfen, um bei Bedarf rechtzeitig zu reagieren. So wird vermieden, dass am Ende des Quartals unangenehme Überraschungen lauern. Die regelmäßige Überprüfung ermöglicht es dem Unternehmen auch, flexibel auf Veränderungen im Markt oder in der Projektlandschaft zu reagieren und notwendige Anpassungen vorzunehmen.
Langfristige Vorteile von Transparenz
Die Einführung der transparenten Darstellung von Quartalszielen hat langfristige Vorteile aufgezeigt. Sie fördert eine Kultur des offenen Dialogs und der kontinuierlichen Verbesserung innerhalb des Unternehmens. Mitarbeitende fühlen sich ermutigt, ihre Meinungen und Bedenken offen auszudrücken, wenn ein Ziel nicht erreicht wird oder hinter dem Zeitplan liegt, was wiederum zur Entwicklung innovativer Lösungen beiträgt. Ebenso stärkt diese Praxis das Vertrauen zwischen den verschiedenen Ebenen des Unternehmens – von den Führungskräften bis zu den operativen Teams.
Transparenz ja – aber richtig
Eine allumfassende Transparenz wirkt bei vielen Führungskräften und Mitarbeitenden zunächst erschütternd und ruft die eine oder andere Unsicherheit hervor. In solchen Momenten ist es wichtig, die Menschen damit nicht allein zu lassen, sondern sich den Herausforderungen zu stellen und die gewonnenen Erkenntnisse konstruktiv zu nutzen. Wird die Transparenz richtig genutzt, führt sie zur Verbesserung von Prozessen und trägt zur Zielerreichung bei. Die Erfahrung mit meinem Kunden zeigt, dass Klarheit und Fokus durch Transparenz gestärkt werden – ein Ansatz, den kein Unternehmen missen sollte. Letztlich führt es zu besseren Ergebnissen im Tagesgeschäft und legt auch den Grundstein für nachhaltigen Erfolg.
Wenn auch Sie sich mehr Transparenz wünschen und jemanden an Ihrer Seite möchten, der diese für alle im Unternehmen in die richtige Bahn lenkt, sollten wir sprechen – gerne persönlich oder über LinkedIn.