Ist Ihre Unternehmensstruktur bereit für agiles Arbeiten – oder fehlt es noch an der Basis?
Viele Unternehmen sind sich bewusst, dass sie agiler arbeiten müssen, um den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu begegnen. So ist es auch bei dem mittelständischen Unternehmen Talafer, das wir einmal als fiktives Beispiel nehmen wollen. Die Geschäftsleitung hat bereits vor einiger Zeit erkannt, dass hierarchisch geprägte Organigramme und Wasserfallmethoden nicht mehr zeitgemäß sind. Sie haben neue Methoden eingeführt und wollen sich zukünftig fast ausschließlich agil aufstellen, doch die erhofften Erfolge bleiben aus.
Trotz der großen Ambitionen ist Talafer noch nicht so richtig agil. Die Arbeit innerhalb der Teams geht nicht schneller voran und die Projekte wollen nicht so recht „fliegen“. Sehen wir uns zunächst an, was Talafer sich von mehr Agilität im Unternehmen erhofft hat.
Die Hoffnungen von agilem Arbeiten
Wie viele andere Unternehmen auch, hatte Talafer die Hoffnung, dass sich mit Agilität viele Probleme lösen lassen. Sie erhofften sich durch die Umstellung schneller auf die Kundenbedürfnisse reagieren zu können und sich selbst ebenfalls schneller und flexibler an die Anforderungen des Marktes anzupassen. Dadurch sollten sich vielleicht sogar Chancen ergeben, neue Märkte zu erobern und den eigenen Marktanteil zu erhöhen. Den ersten und grundsätzlich wichtigsten Schritt dahingehend hat Talafer schon gemacht: Die Geschäftsführung, die Führungskräfte und die Mitarbeitenden sind bereit, sich selbst und damit auch das Unternehmen zu transformieren. Dennoch fehlt es noch an einem konkreten Plan und der Basisarbeit, die notwendig ist, damit agiles Arbeiten zum Erfolg wird.
Agilität in der Unternehmensstruktur
Es gibt nicht die eine Struktur, die vorliegen muss, damit agiles Arbeiten möglich ist. Generell lässt sich allerdings sagen, dass je weniger Abhängigkeiten vorhanden sind, um Wert zu generieren, desto besser kann Agilität umgesetzt werden. Selbstverständlich sind Abhängigkeiten normal und lassen sich nicht komplett vermeiden, doch der Umgang mit ihnen sollte gegebenenfalls geändert werden. Je nachdem welche Unternehmensstruktur vorherrscht, ist auch die Auswahl des agilen Unterstützungsframeworks entscheidend. Dies ist auch ein Punkt, an dem Talafer sich noch verbessern kann. Momentan arbeiten sie mit Scrum. In diesem Framework sind die Rollen vorgegeben und es gibt auch vergleichsweiße viele Meetings, die alle ihre Berechtigung haben und Sinn ergeben. Bei Talafer gibt es keine feste Teamstruktur, weshalb es dem Unternehmen schwerfällt, Scrum umzusetzen. Kanban ist in diesem Fall besser geeignet, da es „leichtgewichtiger“ ist und nach den Grundprinzipien „Starte mit dem, was du gerade tust“ und „respektiere initial die bestehenden Rollen“ agiert wird. Doch alle Methoden bringen nichts, wenn die Menschen nicht involviert werden oder mitmachen wollen.
Agilität und die Menschen im Unternehmen
Ein weiterer wichtiger Punkt für mehr Agilität im Unternehmen sind die Menschen. Veränderungen und Umstellungen brauchen Zeit. Das heißt Mitarbeitende lassen sich nur darauf ein, wenn sie neben dem wichtigen Tagesgeschäft auch genug Zeit bekommen. Das hat man auch bei Talafer erkannt und den Mitarbeitenden entsprechende Freiräume geschaffen, in denen sie sich mit Agilität beschäftigen können. Ist dies nicht gegeben, dann wird eine Veränderung schnell zur Last, die wahrscheinlich nur wenige mittragen geschweige denn mitgestalten wollen. Im besten Fall sollte jeder verstehen, weshalb sich die Organisation verändern muss und warum dies wichtig ist. Es sollte auch beachtet werden, dass einige Mitarbeitende, aufgrund ihrer Position, mehr oder weniger von Veränderungen betroffen sind. Die Menschen, die nicht weniger betroffen sind, spüren auch keinen Schmerz und damit keinen Veränderungsdruck, so wie die anderen. Das agile Arbeiten bei Talafer hat zum Beispiel keinen großen Einfluss auf die Buchhaltung, dennoch respektieren die Mitarbeitenden und Führungskräfte dort die Veränderung und erkennen an, was die Kolleginnen und Kollegen dahingehend leisten. Diese Einstellung erleichtert die Transformation und sorgt für eine allgemein positive Haltung.
Welche Rolle spielen Geschäftsführer, Manager und Entscheider?
Bei jeder Veränderung sind das Management sowie die Führungskräfte gefragt, sich auch mit den weichen Faktoren zu beschäftigen. Das heißt beispielsweise Empathie und Wertschätzung für die Mitarbeitenden in Veränderungsprozessen aufzubringen. Wobei letztlich immer die Mitarbeitenden selbst entscheiden, ob sie sich wertgeschätzt und anerkannt fühlen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sich die Menschen in der Führungsetage selbst als Bestandteil der Veränderung hin zur agilen Organisation sehen sollten. Das hat direkte Auswirkungen darauf, was die Mitarbeitenden in der nächsten Zeit operativ umsetzen. Sieht sich die Führungsetage nicht als Teil der agilen Veränderung, dann wird auch das Tagegeschäft mit großer Wahrscheinlichkeit wie bisher weitergeführt. In diesem Zusammenhang spreche ich gern von der Business Agilität. Das bedeutet, dass die Organisation ganzheitlich in den Veränderungsprozess einbezogen wird und nicht nur ein operatives Team agiler aufgestellt wird. Dies allein bringt erfahrungsgemäß nur wenig Erfolg. Ein ebenfalls entscheidender Erfolgsfaktor ist die Transparenz. Erst wenn die Themen bzw. Projekte der Entscheiderinnen und Entscheider transparent, zum Beispiel auf einem Board dargestellt werden, kommen die richtigen Gespräche zustande, die die Organisation weiterbringen. An diesem Punkt muss auch Talafer noch an sich arbeiten, denn viele Unternehmen, die diesen Schritt nicht gehen, machen aus Themen Projekte, die sich dann zuhauf auf dem Schreibtisch stapeln und zu einer Überlastung führen. Das lässt sich sehr gut daran ablesen, dass die Mitarbeitenden nicht mehr wissen, womit sie zuerst beginnen sollen und im Workload versinken. Dadurch geht viel Geschwindigkeit und Fokus verloren. Dabei ist der Fokus ein großer Wert in der Agilität und bezieht sich sowohl auf die Arbeit jedes Einzelnen als auch auf die gesamte Organisation. Agilität bedeutet auch, eine Organisation auf wenige Themen zu fokussieren und diese sehr schnell umsetzen zu können.
Alles in allem ist der Weg zu einer agilen Organisation von drei wichtigen, grundsätzlichen Schritten abhängig:
- Der Bereitschaft der Führung und der Mitarbeitenden für Agilität sowie die dafür benötigte Zeit zu schaffen
- Empathie, Wertschätzung und Anerkennung für die Menschen im Veränderungsprozess
- Transparenz und die Auswahl der zum Unternehmen passenden Frameworks
Wollen auch Sie, dass Ihr Weg zur agilen Organisation ein Erfolg wird? Lassen Sie uns dazu gerne telefonieren oder vernetzen Sie sich auf LinkedIn mit mir.