Agilität um jeden Preis? Warum agil nicht immer das Zauberwort ist
Agilität – ein Wort, das in fast jedem Unternehmen mindestens schon hundertmal gefallen ist. Jeder will agil sein, alle wollen agil arbeiten und überhaupt scheint Agilität das Zauberwort für Arbeit im 21. Jahrhundert zu sein. Häufig erlebe ich allerdings, dass in vielen Organisationen, die behaupten agil zu sein, nur wenig Agilität herrscht. Es lohnt sich daher, einmal einen genaueren Blick darauf zu werfen, wann agiles Arbeiten überhaupt Sinn macht…
Erläutern wir zunächst einmal, was Agilität überhaupt bedeutet. Es ist die Fähigkeit eines Unternehmens oder einer Organisation, sich schnell auf neue Marktanforderungen einzustellen. Oftmals wird es auch mit Flexibilität gleichgesetzt – agile Unternehmen sind also anpassungsfähig, handeln aber gleichzeitig proaktiv.
Wann Agilität keinen Sinn macht
Selbstverständlich gibt es in Unternehmen einige Bereiche, die unabhängig von Agilität bzw. ein Symptom sind. Dazu zählen zum Beispiel Kommunikationsthemen wie Konflikte, die eigene Haltung im Umgang mit Mitarbeitern oder die Selbstwahrnehmung von Führungskräften. Auch das Thema der Priorisierung ist unabhängig von Agilität. Bevor Sie also blind loslegen und alles agil werden soll, sollten Sie sich die Frage stellen, wo Agilität sinnvoll umsetzbar ist.
Agilität sinnvoll einsetzen
Wenn das „Wie“ und das „Was“ klar und die Aufgaben auch noch einfach sind, z. B. die Umsetzung einer statischen Webseite mit drei Seiten, dann braucht es keine Agilität. Wenn es unklarer und komplexer wird, dann ist Agilität hilfreich. Doch auch hier gilt es zunächst, die richtige Methode zu wählen. Scrum zum Beispiel ist sehr schwergewichtig und nicht für jedes Unternehmen sinnvoll. Trotzdem sollten auf Kommunikation, Transparenz und eine stetige Verbesserung gesetzt werden – eine leichtere Methode, um die Arbeit transparent zu machen, ist Kanban. Eines der Grundprinzipien dieser Methode ist: „Starte dort, wo du dich befindest“, „respektiere den bestehenden Prozess“ und „respektiere die bestehenden Rollen, Verantwortlichkeiten und Berufsbezeichnungen.“ Natürlich wird auch hier die kontinuierliche Verbesserung angestrebt, aber in kleinen Schritten. Werden beispielsweise jeden Tag ca. 15 Minuten investiert, um die Arbeit an einem Board transparent zu machen, ist das Unternehmen im eigentlichen Sinne noch nicht agil, aber diese Transparenz kann schon einen deutlichen Mehrwert schaffen – sie zeigt, wenn die Gespräche gut geführt werden, eine andere Perspektive auf die Arbeit. Scrum verlangt der Organisation viel ab, um Wirkung entfalten zu können. Andere Rollen, vorgegebene Meetings und ein Team, das in einem bestimmten Zeitraum (Iterration) nicht gestört werden darf. Ebenso sollte die personelle Führung nicht innerhalb des Teams liegen. Scrum basiert auf agilen Werten und Prinzipien und um diese Methode wirklich sinnvoll einzusetzen, sollte die Organisation bereit sein, diese Werte und die Haltung jedes Einzelnen in Handlungen umzusetzen. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu Scrum-Implementierung, in denen Teams ihr volles Potenzial nicht entfalten können. Überlegen Sie also zunächst, in welchen Bereichen Sie agil werden können und wählen Sie dann gemeinsam mit dem Team ein Vorgehen, welches am besten zum Status Quo passt.
Agil – aber richtig
Agilität richtig gelebt, bedeutet auch einen Wandel in Punkto Kultur. Ein agiles Mindset kann überaus hilfreich sein, es sollte sich allerdings über viele Ebenen hinweg erstrecken, sonst ist Frustration vorprogrammiert. Menschen verhalten sich in der Regel immer systemintelligent, das heißt herrscht unter ihnen kein agiles Mindset, muss mit hoher Wahrscheinlichkeit das System der Organisation angepasst werden, damit Werte und Prinzipien von Agilität gelebt werden können. Agiles Arbeiten ist mehr als „nur“ das Beherrschen von Methoden. Meine Erfahrungen zeigt, dass agile Teams umso besser wirken, je mehr psychologische Sicherheit da ist, ihnen vertraut wird und in der Organisation eine Fehlerkultur herrscht, die zulässt, dass aus Fehlern gelernt wird und nicht nur die „Schuldigen“ gesucht werden.
Haben Sie bislang mit Agilität nicht die gewünschten Ziele erreicht oder möchten Sie einen Überblick, wo sich Agilität in Ihrer Organisation sinnvoll einsetzten lässt, dann vereinbaren Sie gerne einen Gesprächstermin mit mir und wir können gemeinsam darüber reden.